15 Tsunami-Helfer in Sri Lanka „hingerichtet“
Bürgerkrieg: Tamilen und Regierungstruppen kämpfen um ein Wasserreservoir
COLOMBO. Bei den Kämpfen zwischen den Tamilen-Rebellen der LTTE und der Armee im Osten Sri Lankas ist es zu einem Massaker an 15 lokalen Mitarbeitern einer französischen Hilfsorganisation gekommen. Der Vorsitzende des Konsortiums der Hilfsorganisationen in Sri Lanka (CHA), Jeevan Thiagarajah, sagte am Sonntagabend, die Tsunami-Helfer der „Action contre la faim“ (Aktion gegen den Hunger, ACF) seien in der umkämpften Stadt Mutur „hingerichtet“ worden. „Sie wurden in ihrem Büro gefunden, mit dem Gesicht nach unten – hingerichtet.“ Alle Opfer hätten T-Shirts mit dem Zeichen von ACF getragen, die sie als Helfer ausgewiesen hätten. In der Region versorgt ACF Opfer der Tsunami-Katastrophe von 2004 mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln.
Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet bezichtigte die Armee der Tat. Das Verteidigungsministerium in Colombo wies das zurück. Der Generalsekretär von „Action contre la faim“, Benoît Miribel, bestätigte den Tod der 15 Mitarbeiter. Er sagte, die Organisation sei seit ihrer Gründung vor 25 Jahren noch nie „so getroffen worden“. Insgesamt seien Hunderte Zivilisten bei den Kämpfen zwischen LTTE und Armee in Mutur ums Leben gekommen. Beide Konfliktparteien machten sich gegenseitig für zivile Opfer verantwortlich.
Seit mehr als sieben Monaten hat sich die Auseinandersetzung zwischen den Tamilen-Rebellen und den Regierungstruppen wieder zu einem undeklarierten Kriegzustand ausgeweitet. Offiziell ist noch immer ein Waffenstillstandsabkommen von Anfang 2002 in Kraft. Faktisch steht das Land am Rande eines neuen Bürgerkrieges. Mehr als 800 Menschen starben allein in diesem Jahr. Seit 1983 kämpfen die tamilischen „Befreiungstiger“ im Norden und Osten der Insel für einen unabhängigen Tamilenstaat.
Die schwersten Kämpfe seit dem Abkommen von 2002 hatten begonnen, nachdem die LTTE die Schleuse eines Wasserreservoirs geschlossen hatte, von dem Tausende singhalesische Siedler abhängig sind. Trotz der Ankündigung der LTTE, die Schleuse zu öffnen, beschoss die Armee die Region nach LTTE-Angaben mit Artillerie. Die LTTE öffnete die Schleuse daraufhin am Sonntag nicht. Laut LTTE seien durch den Artilleriebeschuss der Armee auf LTTE-kontrollierte Küstendörfer im Großraum Mutur 15 tamilische Zivilisten getötet und zahlreiche verletzt worden. 40 000 Menschen seien auf der Flucht. Die LTTE hatten sich am Sonnabend nach schweren Gefechten mit der Armee aus der Stadt Mutur hinter die im Waffenstillstandsabkommen festgelegte Linie zurückgezogen.
Das Verteidigungsministerium teilte am Montag mit, die Regierung schließe keine Kompromisse mit „einem Haufen Terroristen“. Die Armee werde ihre Operation zur Öffnung der Schleuse fortsetzen.