Dortmund-Hombruch: ZU BESUCH IM SHIVA HINDU TEMPEL
Mitten in Dortmund-Hombruch steht ein Tempel. Wir haben den Shiva Hindu Tempel besucht und Einblicke in den religiösen Alltag der Hindus in Dortmund gewonnen.
Dortmund-Hombruch. Wüsste man nicht, dass sich in Hombruch ein Tempel befindet – von außen würde man ihn auf den ersten Blick nicht erkennen. Der Shiva Hindu Tempel an der Kiefer Straße sieht von außen nämlich wie ein Gewerbebau aus. Nichts ist bunt, prunkvoll, wirkt irgendwie religiös oder zeigt sich als Tempel.
Nur ein bläulich verblasstes Schild auf dem rot-weiß gestreiften Gebäude mit der Aufschrift „Sivan Tempel“ deutet daraufhin hin, dass sich im Inneren doch etwas anderes abspielt als Autos zu reparieren oder Teppiche zu verkaufen. Es scheint so, als würde die Gemeinde nicht auf sich aufmerksam machen wollen, dass sie unter sich bleiben und nicht so im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen möchte.
„Es hat auch lange gedauert bis der Kontakt zu der Gemeinde überhaupt entstand“, gibt Martin Eder vom Planerladen e.V. zu. Der Besuch des Tempels ist eine Veranstaltung von „Dortmund All Inclusive“. Das Motto dieses Mal: „Nordstadt trifft Hombruch – Zu Gast im Shiva Hindu Tempel“.
Keine Schuhe, keine Stühle
Im Shiva Hindu Tempel auf Kiefer Straße 24 trifft sich die tamilische Gemeinde. Bevor es einmal um das Gebäude herum geht und zum Eingang des Tempels, wird daraufhin gewiesen, dass man im Tempel die Schuhe ausziehen muss und man vor dem Besuch des Tempels möglichst kein Fleisch oder Fisch, kein Alkohol und keine Zigaretten verzehrt haben soll. Aus Respekt gegenüber des Hinduismus. Der Tempel hat so gut wie nichts mit einer christlichen Kirche gemeinsam. Stühle gibt es nicht, Schuhe müssen wie gesagt vor dem Betreten ausgezogen werden. Im Inneren des Tempels stehen Schreine mit Gottesbildern.
In dem Shiva Hindu Tempel trifft sich – wie der Name schon verrät – die Hindu-Gemeinde Dortmunds. Den Tempel in Dortmund gibt es jetzt seit 30 Jahren. 1987 war er zuerst in Westerfilde, dann in der Nordstadt und seit 2009 ist der Tempel in Hombruch ansässig. Und innen drin sieht es schon ganz anders aus als es sich von außen vermuten lässt: Hier ist es bunt und viel geschmückt. Nur die Fliesen lassen eine gewisse Kälte zu.
Shiva ist einer der wichtigsten Götter im Hinduismus. Er ist ein Teil der göttlichen Trinität (Brahma – Shiva – Vishnu) und gilt als der Zerstörer. Deswegen ist er auch Grund für die Schöpfung. Denn ohne die Zerstörung von dem alten Zyklus, hätte es keinen neuen gegeben. Die drei Götter stellen die grundsätzlichen Kräfte der Natur dar, die auf der Welt existieren: Die Schöpfung, die Erhaltung und die Zerstörung. Der Name Shiva bedeutet wörtlich „günstig, vielversprechend“.
Reiner Tempel
Jeden Vormittag um zehn Uhr und jeden Abend um 18 Uhr wird im Tempel mit Pastor Apasamy Thevanthira-Moorty-Iyer gebetet. Der Tempel ist rein, so werden hier zwar Hochzeiten gefeiert (oft sind dann zwischen 400 und 500 Gäste im und am Tempel), aber keine Beerdigungen abgehalten. Denn der Tempel soll nicht verschmutzt werden – und so werden dort auch keine Leichen hingebracht.
Hier in Hombruch ist Shiva Gott Nummer Eins. „Es ist hier eine kleine Gemeinde des Heiligen Vaters“, erklärt Kimaleswary, die Frau des Pastors. In der Gemeinde gibt es fast 300 Mitglieder. Mitten im Tempel geht eine geschmückte Säule nach oben. Das ist der Nabel. „Dieser Nabel stellt die Verbindung zu Gott her“, erklärt Pastor Apasamy Thevanthira-Moorty-Iyer.
In den Zeremonien an sich geht es oft um den Bösewicht und die gute Fee. „Der Bösewicht geht weg und die gute Fee bleibt“, erklärt Kimaleswary. So sollen schlechte Gedanken und böse Geister vertrieben werden. Gemeinsam mit dem Glockenläuten der Zeremonie sollen sie verschwinden.
Innere Ruhe finden, um lachen zu können
Ab und an kommen in den Tempel auch Menschen in Jogginganzügen und nicht in traditionellen Gewändern, um dort zu meditieren. Und so lange sie die Schuhe ausziehen, ist das auch okay. Meditieren, beten oder sonst etwas um zufrieden zu sein, das muss jeder selbst wissen, meint Kimaleswary. Wichtig sei, die innere Ruhe zu finden, um lachen zu können.
In der vorderen rechte Ecke des Tempels steht eine Anrichte zum Beten. Hier sind neun Götter zu sehen. Jeder Gott steht für einen der neun Planeten. „Wir sind Menschen und somit die Erde“, erklärt Kimaleswary. Während des Gebets läuft man im Uhrzeigersinn ein-, drei- oder auch neunmal um die neun Götter herum. Der Pastor und seine Frau kommen ursprünglich aus Sri Lanka, sind seit 21 Jahren verheiratet und haben drei Kinder.
In einer anderen Ecke des Tempels gibt es einen Baum mit Zetteln daran. Hier kann man seine Wünsche an Shiva aufschreiben. Im Tempel werden Gaben für die Götter abgegeben. Oft in Form von Blumen und Obst. Bei Hindus Zuhause bekommen die Götter oft jeden Tag einen neuen Blumenkranz.
Was die Dortmunder bei dem Besuch des Tempels erstaunt hat, ist vor allem eines: Das der Tempel mitten im Gewerbegebiet steht. Aber der Besuch war „super“, sind sie sich einstimmig sicher. Und auch Martin Eder vom Planerladen e.V. freut sich, dass die Dortmunder so herzlich aufgenommen wurden. „Das hat mich positiv überrascht.“
Tempelfest am 2. Juli
Am 2. Juli ist übrigens Tempelfest. Da geht es mit einer Prozession einmal um den Tempel herum. Los geht es um 12 Uhr. „Das ist etwas ganz wunderbares“, verrät eine ältere Dortmunderin, die schon einmal dabei war.
Falls ihr auch einmal den Tempel besuchen wollt, nehmt doch bitte Kontakt zu „Dortmund All Inclusive“ oder dem Tempel direkt auf. Wichtig ist vor allem, dass ihr euch an die Gebetszeiten und an die Regeln haltet.
Übrigens: Der Hinduismus mit Ursprung in Indien ist eine der größten Weltreligionen. Mit fast 850 Millionen Hindus ist sie die drittgrößte Religion der Welt.
Martin Eder vom Planerladen e.V. erklärt, dass die Veranstaltung „Dortmund All Inclusive“ dazu gedacht ist, Menschen ins Gespräch zu bringen und Neues in der eigenen Stadt zu entdecken. Das sind oft Orte, die nicht ganz so bekannt sind. Der Besuch des Shiva Hindu Tempels ist die zehnte Veranstaltung, zuvor fand „Dortmund All Inclusive“ bereits in neun anderen Stadtteilen statt. So konnte zum Beispiel bereits das Kloster in der Dortmunder Innenstadt besichtigt werden. Am 12. Juli steht bereits die nächste Veranstaltung an: „Eving trifft Hombruch und Aplerbeck (Ein Abend mit Jimi Hendrix im Evinger Schloss)“.
„Dortmund all inclusive“, eine Reihe des interbezirklichen Austauschs von Planerladen e.V., dem städtischen Projekt „Nordwärts“ und der Kampagne „Dortmund überrascht. Dich.“.
Quelle: http://www.dortmund24.de/dortmund/hombruch-zu-besuch-im-shiva-hindu-tempel/