Gemeinde investiert Drei Millionen Euro

Weiterer Meilenstein für Hinduistische Gemeinde Deutschland

Zehn Jahre lang gewünscht: Baustart für Hindu-Kulturzentrum in Uentrop

Das lange Abwägen, Planen und Umplanen hat ein Ende: In dieser Woche war Baustart für das Hindu-Kulturzentrum in Uentrop. Nach dem Tempel-Bau vor 20 Jahren könnte das neue Haus ein weiterer sichtbarer Meilenstein der Hinduistischen Gemeinde Deutschlands werden. 

Uentrop – Eine lange Zeit des Planens, Verwerfens und Umgestaltens, des Bangens und Hoffens sowie zweier Grundsteinlegungen ist überstanden. Ein Weg voller Symbolkraft liegt hinter dem Obersten Priester Siva Sri Arumugam Paskarakurukkal. Ein steiniger Weg und vor allem eine Zeit des langen Atems: etwa zehn Jahre lang vom festen Willen zur Umsetzung bis zum tatsächlichen Baustart für das Hindu-Kulturzentrum in Uentrop. Am Montag war der Moment, auf den der Priester so lange hingearbeitet hat. „Für mich der glücklichste Tag“, sagte er. „Ein zehnjähriger Wunsch geht in Erfüllung.“ Das machte sich unüberhörbar bemerkbar.

Während der Priester den göttlichen Segen für die Menschen und das Vorhaben an der Siegenbeckstraße erbat, begleitete eine Gruppe von Handwerkern im Hintergrund die Zeremonie mit den unüberhörbar weltlichen Klängen ihrer Maschine.

Ritueller Baustart in Uentrop bereits Tage zuvor

Rituell sind die Bauarbeiter aber nicht so entscheidend. Ein wichtiges Ereignis wie ein Baustart ist an ein bestimmtes Datum gebunden. Das entnimmt der Priester religiösen Tabellen. So feierte er den Baustart bereits am 3. Januar und das, wegen der Corona-Beschränkungen, im kleinen Kreis. Der war am Montag beim Auftakt der Bautätigkeiten bei der Zeremonie nicht viel größer.

Hindu-Kulturzentrum in Hamm Uentrop: Plan von Architekt Heinz-Rainer Eichhorst für die Hinduistische Gemeinde Deutschland

Sie fand vor der rund vier Meter hohen Krishna-Figur und damit vor dem Bauplatz des Kulturzentrums statt. Mit der Zeremonie erbat der Priester die Gottheit, die Bauzeit zu begleiten und das Gelingen zu unterstützen. Mit einer zerteilten Zitrone brachte er eine Opfergabe, durch die die Arbeiter auf der Baustelle unversehrt bleiben mögen. Eine auf den Boden zerschlagene Kokosnuss soll Hindernisse verhindern und dafür sorgen, dass die Bauzeit reibungslos verläuft. Krishna selbst gab er Süßspeisen. „Um ihn glücklich zu machen“, sagte der Priester. „Und für den Erfolg.“

Ort der Tradition sowie der interreligiösen und -kulturellen Begegnung

Dass es bei eisigem Wind nicht auf Anhieb gelang, die Flamme für die Feuerzeremonie zu erzeugen, könnte ein Sinnbild sein für den teils mühevollen Weg bis zum Baustart, aber vor allem für die Unbeirrtheit und den Durchhaltewillen des Priesters und sein Vertrauen in Gott. Denn letztlich hatte er das Feuer entzündet. Rituell ging es allerdings um die aus allen Himmelsrichtungen fließende Energie. Sie verdichtet sich an dem besonderen Ort des Glaubens.

Das Kulturzentrum ist ein großes Vorhaben. Es wird ein Ort der hinduistischen Tradition, für Veranstaltungen, interreligiöse und -kulturelle Begegnung und Bildung. Die Dimensionen lassen sich anhand der Markierungen auf dem Grundstück schon erahnen. Immerhin: 72 Meter lang wird das eingeschossige Gebäude. „Es ist mir fast zu groß“, sagte Architekt Heinz-Rainer Eichhorst. Er hatte schon vor rund 20 Jahren den Tempel für die Gemeinde im Gewerbegebiet Uentrop gebaut. Die spendenbasierte Finanzierung war damals nicht einfach. Die Ausgangslage ist heute eine andere. „Die Finanzierung ist gesichert“, sagte der Architekt. „Ich bin zuversichtlich. In einem Jahr wird es hier schon ganz anders aussehen.“ Drei Millionen Euro sind für den Bau kalkuliert.

Uentroper Kulturzentrum könnte im Frühjahr 2022 eingeweiht werden

Es wird in großen Schritten vorangehen. Bereits heute wird der Mutterboden abgeschoben. Es folgt die Anlage einer Baustraße. Dass Baugrundstück wird aufgeschottert. Ist die Bodenplatte erst einmal fertig, geht es sichtbar schnell weiter. „Das Gebäude besteht aus vorgefertigten Holzkonstruktionen“, sagte Eichhorst. „Es wird relativ schnell stehen. Dann kann es sofort mit den Innenausbau weitergehen.“ Im Laufe des Frühjahrs 2022 könnte das Kulturzentrum schon fertig werden.

Bis dahin sollte die Pandemie nach Möglichkeit soweit abgeklungen sein, dass Veranstaltungen wieder möglich werden. Darauf hofft die Gemeinde. „Wir müssen dann immer ein volles Haus haben, sonst können wir es nicht finanzieren“, sagte Eichhorst.

Hinduistische Kultur „mittlerweile in Hamm zu Hause“

Die Hinduistische Gemeinde Deutschland baut das Kulturzentrum neben dem Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel als ein offenes Haus. Es werde auch für die Menschen eine Bedeutung gewinnen, die nicht zur Gemeinde gehören, sagte Ulrich Kroker vom Hindubeirat. „Der Bau zeigt eine fremde und ferne Kultur, die aber mittlerweile hier zu Hause ist. Die Menschen werden nach der Coronazeit die Chance haben, hineinzuschauen und die Kultur kennenzulernen.“

Dann steht auch das Pfauenhaus an einem neuen Platz. Es sollte zunächst die Kuppel des Kulturzentrums krönen und war im Sommer 2015 aufgestellt worden. Das Bauelement hätte aber das Zentrum zu sehr verteuert. Die Pläne wurden geändert. Das Pfauenhaus muss also weichen. Gestern begann der Abbau. Es erhält später einen neuen Platz an der Pfauen-Voliere. Der neun Meter hohe Stamm soll halbiert werden. Vielleicht wird das Haus dann besser von den göttlichen Reittieren angenommen.

Von den rund 1400 Quadratmetern Nutzfläche des Hindu-Kulturzentrums nimmt der Zeremonie- und Veranstaltungssaal mit seinen 485 Quadratmetern rund ein Drittel ein. Der Hochzeitssaal, wie er auch bezeichnet wird, bietet künftig 400 Sitzplätze und eine große Bühne. Im Zentrum des länglichen Gebäudes sind diverse Funktionsräume, wie Umkleiden (für Hochzeitpaare), eine Küche samt Spülraum, ein Büro, ein Lager und Sanitäranlagen. Daneben befindet sich auf rund 184 Quadratmetern ein großer Speisesaal. Weitere Räume werden für eine Bibliothek eingerichtet, für ein kleines Museum und zum Musizieren. Ein Meditations- und ein Konferenzraum komplettieren das Kulturzentrum.

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