Herdecker Schüler besuchen einen Tempel voller Götter

Siva Sri Arumugam Paskarakurukkal ist der Gründer, Erbauer und Hauptpriester des Sri Kamdchi Ampal Tempels in Hamm. – Foto: Veronika Gregull

HERDECKE/HAMMSchüler aus Herdecke lernen in ihrer Projektwoche den Südindischen Hindu-Tempel in Hamm kennen. Den Glauben einer Katholikin kann das bereichern

Eine Woche, vier Weltreligionen. Von der Moschee in einen Hindu-Tempel, eine Synagoge und in eine katholische Kirche – Schüler der Herdecker Friedrich-Harkort-Schule haben in ihrer Projektwoche eine Reise durch die verschiedenen Religionen gemacht. „Das ist eine besondere Gruppe. Hier sind Schüler von der fünften Klasse bis zur Oberstufe dabei“, erklärt Lehrerin Natascha Kappelhoff und betont: „Viele Schüler haben sich heute von allen Religionen entfremdet. Selbst die Kirche ist da ein fremder Ort.“

Darum erkunden sie gemeinsam verschiedene Gotteshäuser, sehen was verbindet, was trennt. „Es ist eine Chance, Vorurteile abzulegen“, sagt Lisa (17) aus der 12. Klasse, während sie vor dem imposanten Tempel steht.

Mensch mit Elefanten-Kopf

Rot-Weiße Streifen ziehen sich über den unteren Teil des Gebäudes, auf dem bunte Turmspitzen in den Himmel ragen. Unzählige Götterstatuen und mythologische Wesen zieren die Fassade.

„Das sieht ja aus wie ein Zelt“, sagt ein Schüler verwundert. Die Farben sind ein typisches Motiv aus Südindien, erklärt Angelika Eichhorst vom Hammer Hindu-Beirat. „Rot steht für die Liebe, so trägt eine Braut in der Region auch einen roten Sari. Weiß steht für die Reinheit und Unschuld“, erklärt sie. Farbenfroh ist auch der Innenraum des Tempels, zahlreiche Götterfiguren prangen auf wandhohen Bildern oder zieren die verschiedenen Schreine. Gläubige kommen beim Besuch eines Tempels zuerst zum Schrein des Ganesha.

Mehrere Arme, der Kopf eines Elefanten auf dem Körper eines Menschen – Ganesha ist eine der beliebtesten Formen des Göttlichen im Hinduismus. Die Schüler sitzen gespannt mit verschränkten Beinen vor dessen Schrein. „Mit ausgestreckten Füßen im Gotteshaus zu sitzen, gilt als respektlos“, erklärt Angelika Eichhorst.

Vor Beginn einer Reise, einer Unternehmung oder eines Rituals wird zuerst dieser Gott angerufen und verehrt. Ganesha stehe für Neuanfang und verkörpere die Weisheit und Intelligenz Gottes. Ist er nun selbst ein Gott? „Es gibt doch über drei Millionen Götter im Hinduismus“, ist sich ein Schüler sicher. Ob drei, 33 oder 300 – das sei alles richtig, erklärt Angelika Eichhorst, Gott sei unendlich, Menschen bekommen ihn niemals ganz zu fassen.

Den einen hinduistischen Glauben gebe es nicht, je nach Region sei die Interpretation unterschiedlich. Zudem seien auch der Volksglaube und das, was die Gelehrten, also die Brahmanen, glauben, zwei verschiedene Sachen. Der Tempel in Hamm ist nach Südindischen Vorstellungen gebaut. Demnach ist „Brahman für das gesamte Universum zuständig, die zahlreichen Götter sind also Personifizierungen des einen Gottes“, sagt Angelika Eichhorst, die selbst römisch katholisch ist. Dem Hinduismus fühle sie sich aber sehr nah, hat hier eine spirituelle Heimat gefunden. Schrilles Glockenläuten schreckt die Herdecker Schüler auf. Hinduistische Priester schreiten im Sari gekleidet zu dem großen Zentralschrein der Göttin Sri Kamadchi Ampal in der Mitte des Tempels.

Es ist zeit für den Gottesdienst, die Puja. Gespannt beobachten die Jugendlichen in einer Schlange aufgereiht, wie der Priester im Inneren des Schreins beginnt, auf Sanskrit Mantren in Richtung der Göttin zu rezitieren und Räucherduft verteilt. Aline (16) ist beeindruckt: „Das ist eine besondere Erfahrung, sehr spannend, so einen Gottesdienst zu sehen. Wann hat man dazu schon mal die Gelegenheit.“

Auch Lehrerin Natasha Kappelhoff zieht nach der Projektwoche ein positives Fazit: „Die Schüler haben sich wirklich geöffnet, viel über die verschiedenen Religionen und deren Gotteshäuser gelernt. Eine tolle Erfahrung.“

Source: https://www.wp.de/staedte/herdecke-wetter/schueler-besuchen-einen-tempel-voller-goetter-id209268943.html

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