Sri Lanka: Der lange Weg zum echten Frieden. Gestaltung: Thomas Kruchem

Sieben Jahre nach dem blutigen Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka fühlt sich die tamilische Minderheit im Norden und Osten noch immer traumatisiert, unterdrückt und gedemütigt. Die Armee hält Teile des Ackerlands im Norden besetzt; viele Tamilen leben bis heute in Vertriebenenlagern. Vorwürfe schwerer Kriegsverbrechen sowie das Schicksal tausender Verschwundener und Getöteter sind unaufgeklärt.

Seit mehr als zwei Jahrtausenden leben aus Indien stammende Singhalesen und Tamilen gemeinsam auf der Insel Sri Lanka. Tamilen stellen zwölf Prozent der Bevölkerung, Singhalesen 75 Prozent. Die Saat des Konflikts zwischen den Volksgruppen legten britische Kolonialherren. Sie bevorzugten die Tamilen; die Singhalesen kehrten die Diskriminierung um. Singhalesisch wurde alleinige Amtssprache, der Buddhismus Staatsreligion, Tamilen der Zugang zu Hochschulen und Staatsdienst fast unmöglich gemacht.

1975 gründete der Bauernsohn Velupillai Prabhakaran die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“, kurz LTTE. Das Ziel: ein unabhängiger Staat der Tamilen im Norden und Osten Sri Lankas. Es folgten 34 Jahre Bürgerkrieg, den 2009 der damalige Präsident Mahinda Rajapakse beendete – mit rücksichtsloser Gewalt. 40.000 Menschen starben in den letzten Wochen des Kriegs; 20.000 verschwanden oder landeten im Gefängnis.

Bis heute sind zwei Drittel der srilankischen Armee im Norden und Osten des Landes stationiert. Die Armee betreibt, um sich zu versorgen, Landwirtschaft und Hotels. Sie hat zahllosen tamilischen Bauern ihr Land weggenommen. Hunderttausende Tamilen wurden vertrieben oder umgesiedelt.

Vor allem Frauen berichten von tragischen Geschichten: Singhalesische Soldaten und einheimische Männer besorgen sich Telefonnummern alleinstehender Kriegswitwen, belästigen die Frauen, vergewaltigen sie bisweilen, schwängern sie. Und die missbrauchten Witwen haben keine Wahl als zu schweigen – aus Angst vor Rache. Sie verlieren ihren guten Ruf, werden – mitsamt ihren unehelichen Kindern – zu Aussätzigen im Dorf.

Immerhin scheinen Präsident Maithripala Sirisena und seine Mehrheit im Parlament entschlossen, der Versöhnung einen Weg zu bahnen – gegen erbitterten Widerstand vieler chauvinistisch denkender Singhalesen. Entscheidend für einen Erfolg des Versöhnungsprozesses jedoch ist die Bereitschaft von Tamilen wie Singhalesen, tiefsitzendes Misstrauen zu überwinden und gemeinsame Interessen zu entwickeln.

source: http://oe1.orf.at/programm/435823

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